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Monday, 27 August 2012

Flaschenpost


Ahermin8_large
Barfuß durch warme Erde zu laufen war sie gewöhnt, schließlich war es eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Sie lief durch den großen Garten, übers Feld bis zum Fluss. Warme Füße in kaltem Wasser. Ihre größte Angst waren die Blutegel. Der Fluss war sehr flach und sie fragte sich immer wo dieser kleine Fluss denn endete. Wahrscheinlich weiß sie das bis heute nicht. Viele Piratenfilme hatten sie dazu gebracht regelmäßig eine Flasche mit einer Botschaft in den Fluss zu werfen, in der Hoffnung jemand, am liebsten ein Pirat natürlich, würde ihr antworten. Sie rannte der Flasche hinterher bis das Flussufer wegen Gestrüpp oder Zäune nicht mehr zugänglich war. In ihrem kindlichen Verständnis müsste dieser kleine unscheinbare Fluss, der am Ende ihres Grundstückes vor sich hin plätschert, irgendwann in ein Meer fließen. Im Meer gab es ohne Zweifel Schiffe und Inseln, die natürlich  von Piraten erobert worden waren. Da die Piraten ja keine Kinder hatten, würden sie sich sicher über Post von einem kleinen Mädchen freuen. Diese logische Schlussfolgerungen führten die kleine immer wieder dazu, eine leere Weinflasche mit einem Brief darin mit Wachs zu versiegeln, und eben in den Fluss zu werfen. 

An diesem Tag hatte sie einen extra bunten Brief geschrieben. Ihre Adresse und Telefonnummer waren groß und deutlich am Ende des Briefes vermerkt. Dieses Mal würde der Pirat sicherlich antworten! Sie lief bald nach dem Mittagessen los. Barfuß durch warme Erde, übers Gras bis ans Ufer. Langsam beugte sie sich vor, mit der linken Hand hielt sie sich am Ast eines Baumes fest, der fast ins Wasser hineinragte. Die rechte Hand hielt fest die Flasche umklammert. Sobald sie die gewünschte Stelle erreicht hatte, ließ sie zügig die Flasche ins Wasser hineingleiten. An dieser Stelle gab es einen kleinen Strudel, wo das Wasser etwas schneller und stärker strömte, was der Flasche auf ihrem Weg ins Meer sicherlich von Vorteil sein würde.  Da saß sie nun, schaute ihrer Flasche nach und grübelte warum all die andern Flaschen unbeantwortet geblieben waren. Vielleicht hatte der Pirat ja kein Telefon? Oder der Postbote hatte sich geweigert den Brief des Piraten auszustellen. Vielleicht hatte es auch so stark geregnet, dass der Brief klatschnass geworden war, und sich aufgelöst hatte. Irgendeinen guten Grund musste es geben, dass sie nach so vielen Versuchen keine Antwort erhalten hatte. Aber diesmal würde es anders sein! Sie würde eine Antwort erhalten, von jemandem, der ganz besonder interessant und nett war! Ganz bestimmt! 
So vergingen die Tage in ihrer kleinen Ortschaft. Zur Schule gehen ( 309 Schritte bis zur Schule, hatte sie als Hausaufgabe die Woche zuvor zählen müssen), mit der Familie zu Mittagessen, draußen spielen, eine schöne Gute-Nacht-Geschichte erzählt bekommen, und immer wenn möglich barfuß. 

Sie spürte die Hitze in jeder einzelnen Zelle ihres Körpers. Ihre Kopfhaut brannte und ihre hohen Absätze suchten Halt auf den kaputten Gehwegen. Schon lange lief sie nicht mehr barfuß, schließlich war das hier zu gefährlich. Immer konzentriert den Löchern auf dem Boden und gleichzeitig den unzähligen Menschen ausweichen. Ihre Tasche unter dem Arm, fest umklammert. Das Gleichgewicht nicht verlieren, nach Dieben Ausschau halten, den Löchern ausweichen und gleichzeitig die Bank finden, das war bei 35 Grad im Schatten eine Herausforderung. Lärm. Unerträglicher Lärm. Menschen, die laut schreiend gefälschte oder gestohlene Ware anbieten. Oder Goldzähne kaufen möchten. Oder deine langen Haare. Glatte Haare sind viel mehr wert, schreit es. Laute, dreckige, überfüllte Busse schlängeln sich durch die engen Straßen. Die Menschen darin eingepfercht wie Tiere auf ihrem Weg zum Schlachthaus. Die Luft zum Schneiden dick genug. Es fühlte sich an, als würde sie warmen Pudding einatmen. Glitschig, heiß, braun. Irgendwo musste die Bank doch sein? Da war sie nun, die Kleine, immer noch auf der Suche nach ihrem Piraten in einem fremden, heißen Land. Gefangen in ihrem eigenen Abenteuer. Würde sie finden, was sie suchte?

1 comment:

  1. ...traigo
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    CON saludos de la luna al
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    José
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